Tag 2 - 8. April 2017
Bayonne - Saint Jean Pied de Port - Roncesvalles
ab Saint Jean PdP: 25km
Wir sind ja schon geübt im zeitig Aufstehen, zum Glück, es wird sich ja nicht die nächsten Wochen ändern... Um 7.45 Uhr sollten wir den Zug nehmen, wir waren rechtzeitig am Bahnhof, doch es gab keinen Zug. Wir fanden raus, dass stattdessen ein Bus fuhr. Allerdings wollte der Automat auch kein Ticket ausspucken . Die Dame am Schalter erbarmte sich unser und half uns, gerade noch rechtzeitig! Wir waren fertig mit den Nerven bevor’s überhaupt losging! Aber zum Glück haben wir ein paar andre mit übergroßem Rucksack getroffen, so wussten wir, dass wir immerhin richtig unterwegs sind! Um 9h kommen wir schließlich in Saint Jean Pied de Port an, dort holen wir uns den ersten Stempel und die Herbergsliste, aber DANN geht's los! Heut ist’s richtig sonnig und warm!
Im Pilgerbüro sagen sie uns, dass die Rucksäcke zu groß und schwer sind und wägen sie demonstrativ vor uns ab. Danke, nichts Neues... :-D Wir erkundigen uns dann noch, ob die nächste Herberge eh genug Betten hat, wenn wir lang brauchen (Nettogehzeit ist 8h und nur bergauf!!). "Ja, ja!", sagten sie damals... Aaaahja und wir glaubten das auch noch!
Wir marschieren... Ständig bergauf... Unterwegs finden wir zum Glück einen Wasserbrunnen! Als wir uns hinsetzen und unsre beiden Pilgerführer studieren, stellen wir fest, dass sie sich gewaltig in der Darstellung vom Höhenprofil unterscheiden. Weils bei meinem wie ein Spaziergang aussieht und in Theresa ihrem wie eine Großglockner-Besteigung, verlier ich am ersten Tag schon das Vertrauen in meinen Reiseführer und beschließe, ihn die restliche Reise nie wieder anzuschauen!
Als wir so das Päuschen genießen und den Reiseführer studieren, kommt ein älterer Herr, fragt wie lang es noch ist bis zur Herberge/Bar ist, wo wir unsre Mittagspause planen. Ich sage belesen "eigentlich hinter der nächsten Kurve", wir lachen unglaubwürdig, es gibt so viele Kurven und die Hoffnung liegt darnieder. Wir stehen auf und gehen weiter. Und wirklich, hinter der nächsten Kurve!
Jetzt ist's zu spät! Erst beim Weitergehen erfahre ich, dass das die einzige Herberge/Bar auf dem ganzen Weg heute war. Jetzt müssen wir wohl wirklich bis zum Ende durchhalten!
Theresa schmiert brav mit Sonnencreme, ich eh auch! Aber die Füße lass ich aus, wer glaubt denn schon, dass die Sonne bis dorthin kommt?
Als wir so sitzen bei der nächsten Pause, physisch und psychisch am Boden, kommt ein Mann, der uns auf Englisch fragt, ob’s uns eh gut geht. Sehr freundlich! Wir begegnen diesem Mann noch öfters, finden aber nicht raus, woher er kommt, also nennen wir ihn "den Niederländer", weil er groß und blond ist ;-)
"Sehr sehenswert" ist diese Stelle laut Pilgerführer. Wir sind aber kaputt und schauen es uns aus der Ferne mit Kamerazoom an. At least we tried ;-)
Geschafft!! Wir sind ganz oben! Jetzt wir einmal der Schnaps rausgeholt (gut getarnt in einer Wasserflasche) und angestoßen!
Beim Runtergehen passiert uns wieder ein Malheur: Der Pilgerführer sagt, wir müssen den einen Weg nehmen, aber wir nehmen aus Versehen den andren... Also drehen wir nochmal um! Bergauf! Schon wieder!
Um +20Uhr erreichen wir fix&fertig das Kloster in Roncesvalles. Sie begrüßen uns mit den Worten "Glaub nicht, dass noch was frei ist!" Ich bin kurz vorm Zambruch. Dann sind die niederlädischen hospitaleros (Herbergselten) auch noch unfreundlich und reden blöd auf Niederländisch... Tja, bis ich dann kurzerhand mein Niederländisch auspack (hat sich das Studium ausgezahlt :-D ) und so tu, als würd ich alles verstehen! Gewonnen! Wir bekommen 2 der letzten 6 Betten von 200!! Dann buchen wir noch ein Abendessen dazu, das eigentlich schon begonnen hat. Als wir im Schlafsaal ankommen, müssen wir unsre Betten noch gegen zwei Schweizerinnen verteidigen.
Nach dem Essen und Duschen hau ma uns in den Schlafsack. Eiskalt ist’s hier! Zum Glück hab ich einen Daunenschlafsack mit! Gleich morgen machen wir nen Ruhetag! Beschlossene Sache.
Erkenntnis des Tages: Auch Füße wollen eingeschmiert werden...
