Tag 1

Eine lange Zugfahrt liegt vor mir. Gschniegelt und gstriegelt, gschneuzt und kamplt geht's los. Der Rucksack ist mit so viel Essen gepackt, dass ich Gewand daheim lassen muss. Wer braucht denn schon Pullis und solche Sachen, ist doch vollkommen überbewertet, vor allem im Winter... ;-) Besser packe ich noch eine Topfengolatsche, zwei Wurstsemmerl und - als gesunden Aspekt - einen Kornspitz mit Salat ein. Mhm, die Topfengolatsche ist sogar noch richtig heiß ☺️👌🏻 Im Zug buch ich dann noch die letzten Ausflüge. So ganz bin ich nicht bei der Sache, denn in diesem 6er-Abteil, wo sogar die Luft dem wunderbarem Retro-Charme des noch immer nicht ausgemusterten Zuges entspricht, sind die Gespräche der Schilehrer oder der von Abgaben geplagten Studentin um einiges interessanter 😁


Die erste Bekanntschaft mit Slowenien machte ich, als der im-Winter-sicher-nicht-frierende Schaffner an der Grenze die zache Schiebetür aufstemmte, den Kopf reinstreckte und melodisch klingende Worte von sich gab. Ich hab den Reiseführer natürlich nur zum Bilderlschauen gekauft und verstand nix. Wie am Wiener Kebabstand fühlte ich mich und a la 'Mit allem ohne scharf' sagte ich 'Ticket oder Pass?', worauf er mir zuzwinkerte, Ljubljana sagte, lächelte und ging. Nun gut, jetzt weiß ich immerhin, dass ich Slowenen sympathisch finden werde und wie man mein Reiseziel ausspricht. Ljubljana 💁🏼‍♀️


Raus dem Zug, rein in die Stadt. Vorbei an den ehemals wunderschönen Häusern, von denen nun der Verputz bröckelt. Irgendwie, noch immer wie Wien. Aber diese aufkommenden Heimatgefühle könnten  auch an den vielen Studenten oder am Deutsch liegen, dass man überall hört. Nicht mal hier, kann man Tourist sein 🤷🏼‍♀️
In der Innenstadt wechseln sich Sehenswürdigkeiten mit Cafés & Bars ab oder sie sind gleich ineinander gepackt. Wie praktisch aber auch! Bei einer Beisltour würde man hier nach 20 Metern kapitulieren 😅 Auf dem Weg zum Hotel führt mich mein Instinkt direkt in ein Eisgeschäft, traumhaft 😍 Bei Sonnenschein und Pulli flanier ich durch die Läden bis ich im hochwohlgeboren-Hotel lande, wo die gepolsterten Ohrensessel noch extra Pölster haben 😅 Nach dem Begrüßungsdrink - es sei angemerkt, ich wählte Kaffee statt Likör, danke der Nachfrage im Voraus, ich bin gesund 😜 - hab ich mal eingecheckt im Dachboden und weiter gings zur Nachtführung durch die Stadt.


Für die Nachtführung habe ich eine Tour mit Živa gebucht, einer Slovenin. Dann die große Überraschung, die Gruppe ist sehr klein, also etwas ziemlich sehr sehr klein, nämlich ich Punkt. Aus. Živa hat sich Zeit genommen und mir eine private Führung durch Ljubljana gegeben. Sie ist absolut empfehlenswert (Buchungstipp www.experienceljubljana.com😉). Vom Naserubbeln am Kirchentor für ewigen Reichtum, bis hin zu ihren Geschichten, wieso Prometheus auf der Fleischhauer-Brücke Schweinsrippen hat, war alles abgedeckt. Nach zwei Stunden kannte ich die Stadt besser als meinen neuen Wiener Bezirk und mit vielen kulinarischen und kulturellen Tipps gings ans Spezialitäten kosten (Krainer mit Sauerkraut) und dann zurück ins Hotel... über kleine Umwege, denn den direkten Weg zu finden war noch nie meine Stärke 🙈

Morgen ist ein Feiertag und in die Museen und in die Burg gibt es freien Eintritt. Was für ein Zufall aber auch 😁 schon ist mein Tag geplant 💁🏼‍♀️ Erst der Markt, dann das Schloss, dann diese Stadt in der Stadt und dazwischen natürlich alle 15Restaurant-Tipps von Živa ausprobieren 😅

Fazit des ersten Tages: Sauerkraut bleibt zwar Sauerkraut (wie Blaukraut eben Blaukraut bleibt), aber zwischen dem österreichischen und der slowenischen Version liegen Welten...

Tag 2

Was gibt es schöneres, als vom Duft frischen Kaffees geweckt zu werden? Mhm, genau, das Odeur von angebratener Wurst 😅 Zwei Etagen tiefer ist scheinbar die Küche, und so wusste ich dann auch ganz ohne Wecker, dass das Frühstück angerichtet ist. Erst teilte ich mir den Frühstücksraum mit einem britischen Pärchen, das so leise miteinander flüsterte, dass sie sich gegenseitig nicht verstanden. Als sie gingen, kamen Italiener, die so laut waren, dass sie sich auch nicht verstanden. 😅


Der Rezeptionist war leider etwas mit meiner Frage überfordert,  was mir die Stadt Ljubljana heute für Besonderheiten an ihrem kulturellen Feiertag bieten kann. Er verwies mich an das Tourismusbüro. Ok, na dann. Auf dem Weg dorthin stellte ich fest, dass heute scheinbar kein Markt ist. Schade, dann wohl wann anders... So ganz hab ich auch noch nicht raus, wie hier überhaupt die Öffnungszeiten sind. Mehrheitlich katholisch haben sie dann doch sonntags und an Feiertagen offen.


Die nette Studentin im Tourismusbüro (1/3 der Einwohner sind scheinbar Studenten. Man studiert hier kostenlos und bekommt Studentenboni, wodurch man z.B. um 2-3€ in richtig guten Lokalen essen kann... Hätt ich das früher gewusst, hätt ich meine Studentenzeit hier noch etwas verlängert 🙊). Also jedenfalls, die Studentin vom Tourismusbüro hat dann bestätigt, dass alle Museen offen haben und zur Mittagszeit außerdem Gedichte von Plecnik auf dem Hauptplatz gelesen werden. Ihm ist ja zu verdanken, dass heute frei ist und weil er damals unglücklich in ein um zwei Jahrzehnte jüngeres Mädel verliebt war, zahlreiche Herzschmerz-Liebesgedichte verfasste.


Bin dann also auf die Burg rauf, für die tägliche Dosis Sport zu Fuß und nicht mit dem Lift 💁🏼‍♀️ von oben hatte man dann wirklich nen tollen Ausblick! Als dann oben alle Steinchen begutachtet, das Museum besucht und die A.E.I.O.U.-Inschrift entziffert war, ging es zum Hauptplatz, den Gedichten lauschen. Es ist wahnsinn, wie sehr Ljubljana Wien gleicht. Der Secession-Stil ist überdeutlich, Jugendstil erkenn ich auch. Für das Erkennen der restlichen Epochen war mein Architekturstudium zu kurz😅  Dann ging das Sightseeing weiter, an der Staatsoper vorbei (leider um a Eutzal den Kartenverkauf für eine Vorstellung heute Abend verpasst) und rein in die National Gallery. Großes Repertoire haben sie leider nicht, aber geheizt ist es hier😊 zur Feier des Tages tritt ein k&k gekleideter Männerchor auf und besingt Slowenien (sag ich einfach mal als Sprachprofi 😅💁🏼‍♀️). Danach schau ich mir noch die orthodoxe Kirche an, spazier an dem Modernen Museum, dem Heimatmuseum und einem Fleck Österreich - der österreichischen Botschaft - vorbei, suche und finde das Parlament und denke mir, das kanns ja noch nicht gewesen sein an Sehenswürdigkeiten. Also renn ich quer durch die Stadt, mein Schrittzähler am Handy schreit schon vor Aufregung, so viele Schritte wie ich heute mache, da kann doch mein Handy nur gestohlen worden sein 😅.

 

Irgendwann lande ich dann in Metelkova Mesto, dem alternativen Kunst- und Kulturzentrum, welches früher eine Kaserne war und jetzt Christiania in Kopenhagen gleicht, mit dem Unterschied, dass hier nur Clubs und angeblich keine Wohnungen sind... die Uhr und mein Bauch sagen mir, dass ich das Mittagessen im kulturellen Rausch vergessen habe. Weil ich mich aber jetzt am weitesten entfernt von allen empfohlenen Lokalen befinde, gehts im Eiltempo ins Zentrum zurück. Kurz überlege ich, ob ich nicht doch noch in das ethnographische Museum abbiegen soll, da brüllen Männer, gekleidet in Schaffellen lauthals urmenschliche Laute am Fenster. Aber dieser Einfall war mit dem nächsten Magenknurren weggeknurrt und Halt machte ich - abgesehen vom Rathausinnenhof - erst wieder, als ich im Lokal war😌

 

Als Traditionelles gönnte ich mir regionales Steak mit regionalen Schwammerln und Topfenstrudel(!) als Beilage! Hier isst man Topfenstrudel (eingerollt wie Biskuitroulade) zu Allem, süß oder sauer. Etwas gewöhnungsbedürftig. Als Nachspeise noch Gibanica, ein Kuchen aus Blätterteig, gefüllt mit Mohn, Nuss und - Überraschung - Topfen 💁🏼‍♀️😅 Zum Zahlen verlange ich dann 'the bill', kommt der Kellner zu mir, klopft mir auf die Schulter und sagt zwinkernd 'Sorry, Bill is not working here, but I'm George'. 

 

Zurück im Hotel stell ich mir dir Frage, ob ich in einem do-it-yourself Hotel gelandet bin. Irgendwie stehen da noch Putzmittel rum😅 gekonnt ignorier ich diese Anspielung und schnapp mir mein Buch, zu dem ich sonst nie komme, das ich aber eigentlich zeitgleich mit einem Freund in Deutschland lese. ...und schon bin ich bei Kapitel 7, halt dich fest, Givian 😜

 

Fazit des Tages: Es gibt kulturelle Sättigung und auch ich bin nicht davor gefeit 😅

Tag 3

Als ich aufwach, ist:s bisserl chilly im Zimmer. Bei der Rezeption frag ich nach einer zweiten Decke, denn der Schnupfen reicht mir schon und sonst sind meine Geschmacksnerven so verkühlt, dass ich die kulinarischen Schmankerl gar nicht mehr schmecken kann. Allerdings bekomm ich nur eine leichte Fleecedecke... 🙁 Aber dafür ist das Hotel schick und liegt im ältesten Stadtteil, alles wunderschön Barock 🤔 und zwischen den Häuschen gibt es kleine Gässchen von nem halben Meter Breite, damit damals das Feuer nicht übergreifen konnte...und man sich seines Nachttopfes entledigen konnte 😅


Als ich in aller Herrgottsfrüh zum Frühstück komm, sitzt da schon eine Spanierin mit ihren beiden Kindern. Der Vorteil, wenn man mehrere Sprachen versteht, es ist einem niemals fad. Die Mutter erklärt ihren Kinder gerade, welche Jobwahl sie einmal nicht treffen sollen, was Inflation bedeutet und wie Verhandlungen funktionieren. So hohe Gesprächsthemen in der Früh sind zu viel für mich. Zum Glück kommt ohnehin bald der Bus, der mich zur ersten Tour abholt und ich muss bald wieder weg 😅

Angefüllt mit Wissen und Essen, mach ich mich auf, zum Treffpunkt für die erste Tour heute - Postojna und Prejana. Am Treffpunkt vor der Jakobuskirche (wo ich mit geschultem Blick Jakobsmuschelnwegweiser erspähe) angekommen, fährt auch gerade ein Kleinbus vor. Wir schauen uns an und wissen nicht so recht, ob wir zusammengehören. Nein, wir gehören doch nicht zusammen😅 Also warten wir beide auf Person bzw. Bus. Ich werde zuerst beglückt, Matej mein Autofahrer stellt mich unsrer kleinen feinen Gruppe mit Mutter-Tocher aus Brasilien und einem indischen Pärchen vor, packt mich in den Kleinbus und fährt los.


Unterwegs erklärt er, dass es hier zahlreiche vegetarische Braunbären gibt und wir in Slovenian Sibiria sind, wie erfreulich zu hören! 😅 In Postojna angekommen, gehts mit einem Zug in die Höhle und dann wird dort herumspaziert. Die Höhle ist wirklich überdurchschnittlich beeindruckend, der Guide überdurchschnittlich crumpy, nur zu seinen drei Russian Friends ist er freundlich. Wir sehen den Brilliant-Stein, die Konzerthalle, Grottenolme,  Stalagmite und Stalagtite in allen Farben 😍 Die Grottenolme sind süße Tierchen, die keine Augen haben und lichtempfindlich sind, weshalb man sie nicht beleuchten darf. Der crumpy Guide macht es trotzdem für seine Russian Friends, die er zu sich vor zum Becken geholt hat und strahlt durch die Gegend, als wäre Tag der Taschenlampe 🤦🏼‍♀️


Nach dieser Tour geht's weiter zur nächsten Tour. Weil zwei Leute aus unsrem Bus tiefenentspannt sind und um einiges zu spät kommen, wird die nächste Tour kürzer ausfallen. Wir besuchen das Schloss Predjama, welches zuletzt der Familie Windisch-Graetz gehörte. Der nette Busfahrer, mit dem ich relativ viel Zeit mit Tratschen verbrachte, nachdem die andren es nie ernst nahmen mit der Pünktlichkeit, erzählte mir, dass der frühere Name von Slowenien Windisch war. Wieder was gelernt 🤓 Das Schloss war wirklich schön, wie es da in der Steinwand trohnt. Der Sage nach hat sich in diesem Schloss Robin Hood Sloweniens versteckt. Der wurde aber mit einem Katapult umgebracht, als er am Klo saß😬
Bei der Burg gabs auch ein Quiz, wozu dieses Teil am Boden dient. Es war ein Schuhabstreifer. Ich hab sein Quiz ruiniert, ich wusste die Antwort und habs leider auch verraten🙈


Und nach diesem Ausflug war der Vormittag mal vorbei, zrück ging's nach Ljubljana zur Food Tour. Die andren Leute im Bus stöhnen, sie sind hungrig aber für sie geht's weiter nach Bled. Da hab ich wohl die bessere Nachmittagsbeschäftigung vor 😁 beim Aussteigen aus dem Bus vergesse ich fast meine Wasserflasche, die ich den Tag über mehr als Accessoire mitgeschleppt habe. Der Beschluss wird gefasst, sie bei der Food Tour im Hotel zurückzulassen. Gibt ja eh nen Wein zum Trinken 💁🏼‍♀️ Zum Start gönn ich mir in einem schnuckeligen Café eine Aufwärmrunde mit Foccacia und Zimtrolle ohne Zimt😁 Frisch gestärkt gehts zur Food Tour. Es könnte ja sein, dass 6 Essens- und Weinproben nicht ausreichend sind 🤷🏼‍♀️


Für die Foodtour ist Maša unsre Tourfrau und ich marschiere mit UK-Paar, LA-Paar und zwei Russinnen durch die Stadt. Bei der Foodtour erzählt jeder, dass er demnächst nach Wien will, genauso wie die von der Vormittagstour auch schon... zum Glück übernimmt jetzt die UK-Dame die Aufklärung der LA-Menschen, was eine Sachertorte ist und was sie anschauen müssen 😅 Bei der Führung wird mir wieder bewusst, dass Ljubljana Klein-Wien ist. Sie haben alles, was wir haben und machen alles so, wie wir auch (nur unser Essen ist besser 🙊). Bei der Foodtour klappern wir fast alle Lokale ab, die mir auch Ziva schon am ersten Abend empfohlen hat! Wir starten mit Weißwein, Fisch und Meeresfrüchte, WIR starten damit, also inklusive mir 😎 Dann gehts weiter zu Rotwein, Krainer&Sauerkraut. Anschließend in ein Lokal, wo früher die Dichter ein- und ausgingen, wo es Prosciutto, Käse und Co gab mit Wein. Dann weiter in ein Lokal, wo es Sauerkraut-Schweinefleischsuppe mit Kürbiskernöl gab. Das Kürbiskernöl hat sie als slowenische Spezialität angepriesen. Hab mich sehr mit einem Kommentar zurückgehalten 🙊 hab ihr schließlich zuvor erklärt, dass es nicht nur in Slowenien einen "verschwindenden See" gibt, sondern wir auch sowas haben. Den Vogel hab ich wahrscheinlich abgeschossen, als sie als Quiz ein Lied sang und wir es erraten mussten. Was ich wieder als Einzige schaffte😎 (Es war Les Champs-Elysees von Joe Dassins). Tja, heute ist wohl mein Quiztag, was soll ich tun 😅🤷🏼‍♀️. Mehr als die Hälfte der Lokale ward nun geschafft, wir machen uns auf den Weg in die "2.Geige". Dort gibts Ravioli gefüllt mit Erdäpfel und Schwammerlsoße 😍 ahja, und Wein 💁🏼‍♀️ Gestärkt wandern wir nun ans Ende der Neustadt, zum ersten Hochhaus Ljubljanas, wo wir die Nachspeise bekommen. Die schöne Aussicht vom 13.Stock tröstet mich darüber hinweg, dass es zum Dessert nicht nur keinen Süßwein gibt, sondern garkeinen Wein 😣
Auf dem Heimweg - mittlerweile kenn ich den Weg vom Hochaus - stolper ich über eine schicke Bar, die auch noch auf meiner To-Do-(Drink-)Liste stand. Also rein mit mir und das Essen-Wein-Gleichgewicht kompensieren, dass ich wieder im YingYang bin 😁 Und natürlich muss ja auch irgendwann der Blog geschrieben werden 😅 voilà 💁🏼‍♀️


Erkenntnis des Tage: Too many bars, too little time 🤷🏼‍♀️

Tag 4

Heut in der früh hat sich mein Handy schon fast gleich überwuzelt 😅 Danke für eure zahlreichen und sooo lieben Nachrichten zum Geburtstag 😘 Bin somit grandios in den Tag gestartet :-)
Nach dem Frühstück gings wiedermal ins Tourismusbüro, der allzeitbefragte Rezeptionist schickte mich dorthin für die Buskarte 😅
Auf dem Weg dorthin stellte ich fest, dass die Kathedrale auch grad offen hatte, also huschte ich da mal eben hinein und sagte Danke-Bitte für die letzten und die nächsten 30Jahre ☺️


Auf dem Platz vor dem Sammelpunkt aller Touristen schwelgte ich in gestrig abendlicher Erinnerung an den Harmonikaspieler, wie er kitschigst unterm Sternenhimmel Wiener Blut spielte und ich damals zur Verwunderung aller FoodTourTeilnehmer zum Schunkeln anfing 😅 geht hald nun mal nicht anders bei dieser Musik, außerdem ist das doch im Wiener Blut, das Wiener Blut, oder etwa nicht 🤷🏼‍♀️ Leider war ein Walzertänzer grad eben nicht anwesend... Die Welt, oder eher der Hauptplatz, wäre unsere Bühne gewesen 😁


Mit erstandener und aufgeladener Bus-Chip-Karte in der Hand machte ich mich später stolzen Schrittes vom Tourismusbüro auf zur Busstation. Ich wollte in den Zoo 😁 (Verwirklichung des Plans B, denn Plan A die Bierbrauerei hat diese Woche geschlossen). Beim Busfahren fühlte ich mich wieder wie ein Schulkind, hab ich den richtigen Bus erwischt, wann muss ich raus, wieso zeigt er mir die Stationen nicht an 😬


Jedenfalls schaffte ich es doch irgendwie und ich kam beim Zoo an. Ein Studententicket ist natürlich auch mit 30 noch drin, zumindest hier 😌 im Nieselregen wanderte ich von Gehege zu Gehege und war überrascht, dass mich vom Löwen nur ein Maschendrahtzaun trennte, bei den Kängurus konnte man sogar durchs Gehege gehen. Alle Tiere groß und klein sind sofort auf mich zugelaufen, gewatschelt, geschwommen oder sonst dergleichen. Bis auf die Schleiereule, die hat sich leider dermaßen erschreckt, dass sie mit dem Zaun kollidierte 🙈 Ich hatte heute das Glück, in der Nebensaison der Nebensaison bei Nieselregen alle Tiere für mich alleine zu haben. Da nahm ich auch in Kauf, dass das Restaurant geschlossen hatte und ich als Geburtstagsmittagsfestmahl zwischen Hotdog und Pommes wählen konnte. Ich gönnte mir natürlich gleich beides 😁 wann denn, wenn nicht heute 😉 Zum Schluss bewunderte ich als einziger Zuschauer die Seelöwenfütterung und fragte mich, ob das Wasser im Pool eigentlich wärmer ist als der Regen 😅


Schließlich ging es wieder zurück in die Stadt und zwar war der weitere Tagesverlaufsplan, einen Honigschnaps zu erstehen, den mir Ziva am ersten Tag empfohlen hatte. Kann ja nicht mit leeren Händen heimkommen 😌 dann besorgte ich noch stereotype Gastgeschenke a la Mozartkugeln und Mannerschnitten für meine "Private Dinner"-Gastgeber heute Abend. Ich habe für den Abend ein Private Dinner mit Natasa und Dejan gebucht. Diese beiden laden auf der Plattform eathwith (https://eat.lc/s/b41297e) Leute zu sich nach Hause ein und kochen für sie ein Mehrgänge-Menü. Absolut empfehlenswert!!!
Aber bei der Wahl des Mitbringsels wusste ich ja nicht, dass die beiden Wien-Liebhaber sind und mindestens zweimal jährlich auf Sachertorte und Käsekrainer zu Besuch kommen 😅


Als Private-Dinner-Pre-Start besuchte ich noch einen Mexikaner, der für seine Palatschinken berühmt ist. Ja, genauso skeptisch wie ihr, war ich damals auch, als ich die Empfehlung hörte. Aber nachdem ich nun zig mal an dem Lokal vorbeigelaufen bin - liegt zwischen Hotel und Tourismusbüro 😅- wagte ich mich rein und kann bestätigen: schmeckt gut!


Nach diesem Pre-Dinner machte ich mich auf den Weg zum "Private Dinner". Rein in den Bus, irgendwo wieder raus aus dem Bus. Zack - in der Pampa. Und dann begann das beste Essenserlebnis der letzten 30 Jahre. Natasa und Dejan sind absolute Foodies, in jeder Stadt wo sie sind, nehmen sie Spezialitäten mit und damit wird dann auch gekocht. So wurde etwa das Artischockenherz mit 25Jahre altem Balsamico veredelt, die Käsesticks sizilianisch gewürzt oder der Aperitif Limoncello mit mitgebrachtem Rezept selbst hergestellt. Eigentlich ess ich ja keine Scampi, Muscheln und Tintenfisch... 😅 aber es war göttlich!! Seht euch nur die Fotos an! Zu jedem Gang gab es eine Einführung, woher die Zutaten stammen, wie man sie am besten verarbeitet, wie man sie kombinieren kann und dann beim Anrichten eine Einführung in das kulinarische Kunstwerk, welches vor einem liegt. Die beiden sind ein Grund, weshalb ich auf alle Fälle wiederkommen werde! Nach dem 3,5stündigen Dinner (inklusive Sehenswürdigkeiten-/Essenstipps-Austausch) welches sie übrigens NUR FÜR MICH veranstaltet haben, brachten sie mich sogar noch mit dem Auto zurück ins Hotel. Was für ein schöner Geburtstag und letzter Abend in Ljubljana 😍 Liebe Leute, ich bin hin und weg. Ich hatte jetzt schon den besten Tag in 2020 🍾


Fazit: Hierbleiben ist leider keine Option, aber ich komme wieder ☺️

Tag 5 - Ende / Aus die Maus / Finito

Heut ist's soweit, der letzte Ljubljana-Tag ist angebrochen. Passend zum Rucksackpacken werde ich mit einer traurig dahintrötenden Trompete von der Musikuni nebenan begleitet. Die müssen nach den Ferien wohl noch etwas in Schwung kommen oder haben gestern wohl zu kräftig den Unistart gefeiert 😅
Beim Auschecken erklärte mir - diesmal ein neuer - Rezeptionist (überdurchschnittlich fesch, die stellen hier wohl nur fesche, junge Männer als Rezeptionisten an 🤭), dass ich meinen Rucksack ruhig da lassen kann, aber das hat er ohnehin grad meinem Freund angeboten. Ich lächel ihn an und sage, dass ich allein reise. Betretenes Schweigen. Ein verlegenes Lächeln bis hin zum aufflammenden Grinsen seinerseits und ein abprubter Abgang meinerseits. Und weg bin ich 😅 wäre ich eine Nacht länger geblieben, hätte ich wohl eine Wein-Degustationbegleitung gehabt 🤔

Es ist angenehm warm, kein Wind, kein Regen, strahlende Sonne. Ich besuch das Unigelände und schaue mir mal das Studentenleben an. Abgesehen vom großen Rucksack fall ich ja eh nicht auf, so jung wie ich ausschau. Erst gestern dachte ich mir wieder, dass sie beim Honigschnaps-Kauf meinen Ausweis haben wollten, dabei fragte er nur ob cash oder card 😅 aber so abwägig wär's ja nicht gewesen, wir erinnern uns bitte an den Bierkauf letztes Jahr in Deutschland, wo ich meinen Ausweis zeigen musste... Bier darf man ab 16Jahren kaufen 🤨
Auf dem Unigelände lief jeder mit einem Aluessensbecher rum, einfach jeder. Vielleicht haben die hier nur eine Mensa to go 🤔


Mit dem schweren Rucksack auf den Schultern brauchte ich mal eine Pause und setzte mich auf ein Sonnenbankerl in den Park. Wenn ich jetzt so schnell schon KO gehe, sollte ich wirklich dringendst mein Training für den Camino anfangen 🙄 An dem Parkbankerl zogen im 5-Minuten-Takt Volksschulklassen vorbei, die wohl alle gerade Stadtführungen bekamen. Die alten Herren nebenan fütterten die Vögel und das große Partyzelt am Platz, wo wahrscheinlich die Studentenparty stattfand, wurde abgebaut. Vor lauter Treiben-Beobachtungen hätte ich in diesem Moment fast den ausständigen Marktbesuch vergessen. Zamgepackt, aufgesprungen, die gefütterten Vögel dabei erschreckt und weg war ich.

Am Markt war noch reges Gehudel, 10 Obststände nebeneinander mit 1:1 der gleichen Ware ident angerichtet, 15 Gemüsestandler bisserl weiter verstreut und ein paar Holzwaren und Honig, wo die Herkunft angeblich Slowenien sei. 60% der Fläche ist ja Wald und Honig haben sie auch, sogar mitten in der Stadt, führte mich Ziva am ersten Tag in das reiche Kulturerbe Sloweniens ein. Um auch ihr Wissen (ungefragt😁) zu erweitern, gab ich ihr dazu Österreichs Fakten bekannt: rund 50% Waldfläche und Bienenstöcke auf der Wiener Staatsoper. Außerdem entdecke ich auf dem Marktplatz einen Milchautomat und einen 24/7-Nahrungsmittelautomat. Aber dazwischen waren zwei Standler mit Grabkerzen in allen Farben... DAS kannte ich noch nicht, aber keiner war da, um mir zu erklären, wieso hier die Nachfrage so groß sein könnte 😅


Um Punkt 12Uhr stand ich vor dem Puppentheater, wo stündlich zwei Puppen aus dem Turm kommen und eine kurze Melodie gespielt wird. Auch sehr nett zum Ansehen, wohl der kleine Bruder von der Ankeruhr. Herzallerliebst ☺️

Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich noch fast 4h Zeit hatte, bis der Zug zurück ging. Eigentlich wollte ich die Pizzerias ausprobieren, die mir gestern Natasa empfohlen hat, denn Sauerteig-Pizza hier sind der letzte Schrei. Ich natürlich, gestern ganz im Wiener Element, empfahl ihnen im Gegenzug beim nächsten Wien-Besuch beim Pizza-Weltmeister einzukehren, denn der sitzt in Wien. Das kann ich, das Aufzeigen der Wiener Stärke 😁 gestern freute sich außerdem mein Herzal, als Dejan meinte, dass er die Wiener eigentlich gar nicht so ungut empfindet, eher die Kärntner und Steirer 🤭 Vielleicht liegt's auch daran, dass sie immer ins Sacher einkehren, wo der weltbeste Rezeptionist arbeitet. 💁🏼‍♀️


Aber gut, was sollte noch mit dem angefangenen Tag gemacht werden, Hunger hatte ich noch nicht. Ich entschied mich für den Botanischen Garten und sah mich schon in Gedanken Buchlesen bei einem Tässchen Tee in der Sonne. Außerdem sollte dieser Botanische Garten ca. 39 endemische Pflanzen beherbergen (spoil alert: ich fand keine Einzige) Den Geldbetrag für eine Busfahrt hatte ich noch auf der Chipkarte, beschloss aber, heute mit dem Camino-Training anzufangen und stapfte ohne Verkehrshilfsmittel los 💪🏻

Ich kam am Drei-Flüsse-Brunnen vor dem Rathaus vorbei, wo die Figuren gespreizte Finger haben. Solltet ihr zufälligerweise auch einmal dort stehen, sei euch gesagt, dass diese Fingerdarstellung das Markenzeichen von dem Herrn Robba ist. Außerdem sollen sie in dieser Position den Energiefluss des Körpers perfektionieren... Dann begutachtete ich diesmal bei Tageslicht in der Seitengasse die kleinen zahlreichen Köpfe, die einen vom Boden zwischen zwei Schienen herauf anschauen. Ich dachte immer, es sei ein Mahmal für den 2.Weltkrieg. Maša, meine FoodTourFrau erklärte damals, dass es sich dabei aber um eine Kunstdarstellung nach Rainer Maria Rilke handle, orientiert an der Aussage, dass jeder Mensch zwei Gesichter hätte und diese von Wasser freigelegt werden. Nur, da Winter - kein Springbrunnen - kein Wasser - kein Rainer Maria Rilke-Fazit sondern nur Gesichter am Boden im Trockenen die gen Himmel schauen.


Auf halbem Weg kam ich bei einem Lokal vorbei, wo der Kellner davor in seiner Blümchenschürze mit seinem Hund spielte. Ich war grad eben in das Schild mit der Speisekarte darauf vertieft, als der Kellner dem Hund pfiff und mich dieser daraufhin von hinten ansprang. Ich schrie auf und drehte mich lachend zum Kellner um. Der stand mit einem kecken Grinsen da. So fängt man sich also als Hundebesitzer Frauen... 😅 Weil ich mich aber nicht runterbeugte um den Hund zu streicheln - wäre mit meinem vollen Rucksack nimmer hochgekommen - fiel ich dann wahrscheinlich beim Beuteschema durch und zog unverrichteter Dinge von dannen.


Der Botanische Garten war herrlich. Er lag zwar neben der Autobahn, aber die vielen Frühlingsblumen ließen das Motorengeheule vergessen. Leider hatte das Café zu - Nebensaison. Nach ner ausgedehnten Runde beschloss ich, mich auf den Weg in die Stadt zu machen, damit ich nicht zu spät dran bin für den Zug. Für die Rückfahrt wollte ich nun das letzte Busticket einlösen. Wollte... Als ich zu der Bushaltestelle kam, war wohl grad die Schule aus. Bei dieser Schülerflut ging ich dann doch lieber zu Fuß. Ein paar Kilometer später beschloss ich, vorsorglich dem Magenknurren im Zug entgegenzuwirken und ging schnell Essen, Snacks für die Fahrt kaufen und ab zum Bahnhof. Für den Weg dorthin wählte ich die laut Maša schönste Straße. Und wirklich, sie haben da doch viel Schönes stehen! 😉


Der Zug stand schon bereit. Wieder einer der alten und bereits aussortierten 6er-Abteils-Züge, bei dem diesmal unterwegs sogar das Licht ausfiel, worauf der Schaffner meinte, dass ich bitte Waggon wechseln möge, wenn ich Wert auf Licht lege😅. Ich dachte mir, die Österreicher werdens schon wieder richten und blieb im Abteil. Und was soll ich sagen, wir stoppten in Spielfeld und das Licht ging an 💁🏼‍♀️


Und dann fährt der Zug, und fährt und fährt...


Fazit der Reise: Eine Reise zwischendurch erfrischt den Geist und belebt das Gemüt 😊