Tag 13 - 13. April 2018

El Ganso - El Acebo

24 km


10.00 Uhr: Die Nacht war etwas unruhig, wie könnte es anders sein, wenn 4 Südkoreaner 5-6 Rotweinflaschen leeren (und Asiaten grundsätzlich nichts vertragen). Die wälzten sich im Bett herum, flatulenzten oder gingen für Stunden nur im Pyjama in den Garten... Aus Angst, dass sie das benötigte Klo nicht rechtzeitig finden, ließen sie das Licht an. Aus Angst, dass sie sich vom Stockbett runter übergeben, deckte ich meine Sachen mit dem Poncho ab.

Nach einem schlichten morgendlichen Tee/Kaffee/Kakao mit trockenen Keksen in der Herberge, ging's nun in die nächste Ortschaft zum Frühstücken. Sooooo lecker und das kleine Dörfchen so wunderschön. Jetzt sitzen wir hier und fordern das Glück heraus und frühstücken gscheit😁🍀 Die erste Gewitterfront ging an uns vorbei, sollten nur noch 2 vor uns liegen😅

Dann ging's weiter, immer bergauf, bis wir die letzte Ortschaft vor dem Cruz erreichten. Dort suchten wir uns eine Bar nach nepalesischem Stil aus (Räucherstäbchen, Musik, pay as you wish yoga/massage) um die nahenden Gewitterwolken abzuwarten, rechneten aber nicht damit, dass in der bar Himalaya-Temperaturen herrschen. Saßen dort gut eingepackt, bis kurz vorm Gehen der kurzärmlige Hospitalero-Kellner meinte, er könnte eigentlich auch den Kamin anheizen. Also knotzten wir uns kurz noch dorthin und als wir gingen, meinte er nur, viel zu kalt für euch, bleibt da, übernachtet 😄 Fast hätte er uns so weit gehabt🙈

 

Also zamgepackt gings weiter zu dem Kreuz. Teilweise durch überflutete Wege oder Schneefelder, entlang von abgestorbenen Wäldern und Zäunen, wo Kreuze darin steckten. Aber, was uns am meisten zusagte, das waren die Verkehrsschilder! Denn an der Rückseite dieser Schilder waren von allen möglichen Taxiunternehmen Pickerl mit Telefonnummer angebracht. Nur um sicher zu gehen, dass wir von hier auch wieder in ganzen Stücken gesund weg kommen, fotografierten wir alle Pickerl ab und das war nun unsere Lebensversicherung.

Dann kamen wir zum Kreuz. Sehr beeindruckend, hier herrschte eine ganz eigene Stimmung. Dort war auch eine amerikanische 4er Gruppe, die ständig group hugs machte, wo Theresa beim ersten Mal dachte, dass sie jeden umarmen und sie da auch durch muss 😬 

Wir ließen diesen Ort auf uns wirken, diese besondere Atmosphäre hier, wo jeder symbolisch mit dem Steinen seine Last und Sorgen abwirft. 

Tja, nach der Besteigung ging's wieder bissi runter und wieder rauf und dann wieder runter, vorbei an einem Hippie-Dorf, bis es ärgstens zuzog, man nur noch 20 Meter weit sah und der Weg unter Wasser stand... 

 

Givian ging vor, Theresa nahmen wir in die Mitte und ich war das Schlusslicht. Meine Funktion als letzte war, alle 2 Min 'bin da' zu rufen 😄 Es war wirklich entrisch! Als es kritischer wurde begann ich zu singen, um durchgehend gehört zu werden...zum Leidwesen der andren ;-)

 

Und als wir dann endlich, endlich das Endziel erreichten und El Acebo zwischen den Nebelschwaden sahen, begannen wir zu jodeln und gemeinsam zu singen😄 uns hat's gscheit den Vogel rausg'haut🙈 Der eine vorbeiziehende Pilger wird sich auch seinen Teil gedacht haben...

Ein Gewitter blieb aus, dafür hagelte es leicht und regnete in den letzten 40 Min so ausgiebig, dass wir trotz Poncho waschelnass sind und sich in unsren Bergschuhe ein kleiner See ansammelte 🙈 

Als wir dann doch irgendwie das Dorf um 17 Uhr erreichten, gingen wir an den ersten Herbergen vorbei, wollten in die kirchliche, aber die haben uns beim Eintreten und Mustern hingewiesen, dass sie keine Heizung haben. Ach, wir sind innerlich verzweifelt, nicht wieder den ganzen Weg zurücklaufen! Tja, Glück im Unglück, sie schickten uns weiter ans Ortsende, denn da gibt's ein Hotel mit angeschlossener Pilgerherberge. Hier residieren wir! Haben ein kleines feines Zimmer für uns mit toller Heizung!

Komisch ist nur, dass sie keine Zeitung für unsre nassen Schuhe haben, nichtmal in der hoteleigenen Trafik. Aber dafür dürfen wir sie im Aufenthaltsbereich vorm Kamin stellen😍 Hoffentlich trocknen sie bis morgen😟

 

Haben die Heizung auf Vollgas gedreht, damit das Gewand auch zumindest halbwegs eine Chance hat bis morgen trockener zu werden 🧦👟

 

Die erste Stempelpass-Credencial ist voll💪🏻 #wennsrenntdannrennts 😁Bei diesem Pilgerstempelpass muss man ja täglich Stempel sammeln, damit man Anspruch hat auf die Pilgerherberge und am Ende in Santiago die Urkunde bekommt.

 

Wir genießen das Abendessen und für jeden ist bei dem Pilgermenü automatisch eine 0,5l Rotwein-Karaffe inkludiert. Das haben wir uns verdient!

 

Und dann der Schreck: die Hitze vorm Kamin ist so heiß, dass sich der Kleber von Givians Schuhen löst. Irgendwie schafft er es doch noch, sie wieder zamzupicken... Glück ghabt!