Tag 10 - 16. April, Ostersonntag

Logroño - Najera

30 km


1. Haken: Heut müssen wir 30 km bis Najera packen.

2. Haken: Wir müssen vor 18 Uhr ankommen, sonst ist unser reservierter Platz weg!

Die Straßen in Logroño sind leer, es sind nur noch die Überbleibsel von der Osternacht wankend oder schlafend unterwegs. Im Café sind wir nicht die einzigen, aber - abgesehen von der Bedienung - wahrscheinlich die einzig nüchternen. Zum Glück sind die Meisten so instabil, dass sie sich nicht von ihren Plätzen bewegen und zum Tratschen an unserem Tisch vorbei kommen. Gestärkt geht es dann flott dahin. Die Nacht war nicht (für uns) berauschend (Was für ein Wortspiel ;-) ). Unsere Unterkunft war in einer Seitengasse, wo die Feierlaune der Partymeute bis in unser Schlafzimmer drang. Hätten also auch genauso gut in eine Pilgerherberge gehen und uns das Schnarchkonzert anhören können...

 

11:28 Uhr: Sitzen grad beim Mittagessen in Navarette. Unser Weg führte am Vormittag an einem riesengroßen Staudamm vorbei und anschließend neben der Autobahn. Hier haben Pilger Kreuze in den Maschendrahtzaun gesteckt, so wie überall, wo es Maschendrahtzäune gibt am Weg. Ich verewige mich auch.

Unterwegs machen wir kurz Rast in einem kleinen Dorf, schauen uns die Kirche an. Plötzlich stehen da Männer- und Frauengruppen in Ritterordensgewändern. Wir gehen zu dem Mann hin, der aussieht, als wüsste, was hier abgeht und fragen einmal nach. Er erklärt uns, dass jetzt eine Prozession stattfinden wird. Wir sind gespannt und überlegen, ob sich warten in unserem engen Zeitplan ausgeht. Aber zu gespannt sind wir und warten, bis schließlich trommelnd eine Prozession eingeleitet wird und wir mitmarschieren, bis sich Jakobsweg und Prozessionsroute trennen.

 

18:05 Uhr: Sind grad in Nájera angekommen. 30km bei Sonnenschein gemeistert! Wir sind hin! Unser Zimmer wurde bis 18 Uhr freigehalten und um 17.55 Uhr sind wir angekommen. Als Belohnung haben wir unsre Freundinnen aus der Schweiz zufällig getroffen, von denen wir uns eigentlich gestern schon verabschiedet hatten, weil sie ja weiter gegangen sind.

Vor dem Ziel trafen wir noch Dave aus Irland, der eigentlich Sänger ist, aber den Camino geht um Ideen zu sammeln. Er rennt (!) von Menschengruppe zu Menschengruppe (in Gehrichtung), erzählt seine Lebensgeschichte und hofft, dass es Übereinstimmungen gibt und er jemanden kennt. Sehr anstrengend, aber so verging die Zeit schneller ;-) Wir matchten übrigens nicht. Gehen jetzt duschen und Wäsche waschen - Theresa wählt die Luxusmethode in der Waschmaschine -  und dann mit den Schweizerinnen unser Glück in Rioja begießen.

 

Waren dann mit Sabrina und Lori noch Abendessen in dem einzigen Lokal, das um 20 Uhr schon offen hatte (Herberge sperrt ja um 22 Uhr schon zu, da kann man nicht wählerisch sein). Das Essen war grauslichst! Alles! Am lächerlichsten war das "Gebratene Gemüse", das Theresa bestellt hat, das waren nämlich nur ca. 4 angebratene Zucchinischeiben (oder so). Danach machte ich mit Lori und Sabrina eine Stadtrunde, Theresa musste zurück und ihre Wäsche aus dem Trockner holen. Morgen fahren die Schweizerinnen zurück in die Schweiz, dann sind wir wieder ganz alleine, denn durch unsren Ruhetag haben wir alle bekannten Leute verloren!

22:14 Uhr: Das wird eine tolle Nacht. Haben unsere Betten im 8-Personen-Durchgangs-Zimmer, also laut und hell. 4 schlafen schon, 3 schnarchen...