Tag 7 - 13. April, Gründonnerstag

Estella - Los Arcos

21,4 km


Zeitig, aber trotzdem mit unserem Zeitplan hinten, brechen wir heute auf. In der nächsten Ortschaft kaufen wir uns Baguettes, welche wie Kunstwerke geschaffen sind. Zusammen mit unseren Trinkbecher befestigen wir sie draußen am Rucksack. Heut ist es soweit, am Vormittag sollten wir zum Weinbrunnen kommen. Beim Weinbrunnen gibt’s gratis Wein vom Weingut nebenan - do der Reiseführer. Weil wir den Wein gerne kosten wollen würden, sollten wir zeitig dort sein, dass die Tanks noch voll sind. Außerdem ist morgen Karfreitag - da gibt’s sicher keinen Wein. Das war mitunter ein Grund, wieso wir nach den Pyrenäen keinen Ruhetag eingelegt haben, um nicht am Karfreitag dort zu landen...

 

Unterwegs treffen wir wieder auf Lori & Sabrina und spazieren gemeinsam zum Weinbrunnen.

Und dann...

Dann war der Weinbrunnen leer!

Schon um 9 Uhr am Vormittag!

Dabei haben wir uns so beeilt!!

Nachdem jeder einmal den Hebel probiert hat und bei keinem der Wein aus der Leitung floss, mussten wir wohl durstig von dannen ziehen.

 

Entlang vom Weg steht ein Gebilde, welches der Reiseführer als Brunnen definiert, aus welchem man ja nicht trinken darf. Wir begutachten das ganze näher. Zwei Bögen, ein Dach und Stiegen hinunter in eine grausliche Wassersuppe. Na danke, so durstig könnt ma gar nie sein und dass das ein Brunnen ist, auf das wären wir auch nie gekommen! Aber es wird nicht ohne Grund ein Trinkverbot im Reiseführer stehen...

 

Wir marschieren so dahin, bis direkt am Weg ein Eiswagen steht. Also deutlicher könnte so ein Zeichen nicht sein, dass man Pausieren sollte ;-) Angenehm, endlich eine Pause! In der Pause reservieren wir zwei Betten in Los Arcos. Dort gibt es eine österreichische Herberge, aber um sicherzugehen, dass unsere Mail auch verstanden wird, formulieren wir das ganze auf Spanisch. Wir träumen von Schnitzel und Schweinsbraten, aber leider ist ja heute Gründonnerstag. Da wird’s nix von alldem geben :-(

Dann geht es wieder ein bisschen dahin, bis wir am Feldweg eine Kurve gehen und dahinter im Grünen haufenweise Pilger herumkugeln. Diesen Trend können wir nicht auslassen! Noch schnell eine Pause im Grünen in waagrechter Position, bevor wir ankommen! :-)

17:26 Uhr: Sind in der Österreich-Herberge angekommen. Fazit: Die Herberge von den Deutschen in Pamplona war schöner und die Leute lieber. Na gut, diese hier wird von Spaniern und Deutschen geführt, ganz ohne Österreicher... Sie wirkt auf uns wie eine Hippie-Absteige. Leider haben wir heute den Schweizerinnen von der Herberge so vorgeschwärmt, dass sie jetzt auch hier eingecheckt haben.

 

Wie fast jeden Tag, waschen wir unsere Wäsche. Hier gibt es sogar eine Walze, wo man das nasse Gewand durchwalzen kann und so das Wasser rausgedrückt wird. Mhm, praktisch, wenn das Gewand innerhalb von einem Abend trocknen sollte! Doch beim Aufhängen passiert diesmal was grausliches. Auf Theresas frisch gewaschene weiße Socken macht ein Vogel. Richtig zielsicher. Platsch. Oi!

 

Zum Abendessen geht’s auf den Hauptplatz, wo wir einige bekannte Gesichter treffen und zusammen "Essen". D.h. die Kellner bringen nur teilweise das Essen und brauchen dafür zwei Stunden, obwohl es sich um kalte Platten handelt! Aufgrund der Schließzeiten der Herberge (Pilgerherbergen machen meist um 21Uhr die Tore dicht), müssen manche von uns nun hungrig ins Bett.

 

Beim Essen sitze ich neben Marc, einem lustigen Deutschen, der den Weg nur so rennt (z.B. von Roncesvalles bis Pamplona durch – bei uns waren das zwei Etappen) und redet wie ein Wasserfall. Der hat vielleicht einen Stress beinander... Dann erzählt er mir, dass er heute außerdem den Tag der Entscheidungen hat: Nicht lange nachdenken, sondern einfach irgendwas wählen. So auch beim Essen. Er ist einer der Glücklichen, der zumindest ein Essen bekommt, aber glücklich ist er nicht mit seiner ledigen Käseplatte, ganz ohne irgendwas dazu. Mahlzeit ;-)