Tag 8 - 14. April, Karfreitag

Los Arcos - Viana

22 km


Beim Frühstück sitzen wir am Tisch mit zwei niederländischen Paaren. Außerdem hat angeblich in der Herberge noch eine Österreicherin genächtigt, es wäre die erste auf dem Weg! In Roncesvalles sagten uns damals die hospitaleros, dass Österreicher nur sehr selten unterwegs sind, weil sie in ihrem eigenen Land so viele Wallfahrtsorte haben. Heute wir sogar beim Frühstück Nutella angeboten. Das erste mal, dass es das überhaupt wo gibt, und dann kollidiert es erst recht mit einem Fasttag.... mmmmmhm... Karfreitagsmäßig verzichten wir darauf.

 

8:04Uhr: Weiter gehts, wieder zusammen mit Lori und Sabrina! Heut nur bis Viana und morgen an unserem „Ruhetag“ nur eine Mini-Etappe bis Logroño, insgesamt ca. 28km. Hotelreservierung heute hat nicht geklappt. Leider sind Spanier nicht gut auf Pilger/Touristen anzusprechen, bei Englisch reagieren sie nicht und bei den Brocken Spanisch was wir anbieten, werden sie auch nicht freundlicher. Keiner antwortet auf Mails, hebt beim Telefon ab oder wenn sich doch einer erbarmt, dann 'ist alles voll'.

 

Also schau ma mal, wo wir unterkommen...

 

Dann beim Gehen – oh Wunder – zieht die erste Wolke seit überhaupt über das Firmament! Das ist definitiv ein Foto wert!

Links und rechts vom Weg blüht überall der Klatschmohn. Ich erkläre ihn als meine Lieblingsblume und das Grübeln beginnt, wo er sich am besten auf meiner Haut verwirklichen lassen würde ;-)

 

In der Vormittagspause treffen wir nicht nur die Niederländer, sondern wiedermal Nir und Naama aus Israel und machen gleich ein Erinnerungs-Foto! Nir hat genauso wie ich Respekt vor der Sonne und schleppt deshalb ne Familienpackung Sonnencreme mit. Statt so vielen Gramm mehr im Rucksack, würde ich dann doch eventuell lieber eine sun-kissed Röte bevorzugen... ;-)

Heute ist wirklich der Tag der Versuchung. Entlang vom Weg stehen überall Pop-Up-Stände und es sitzen überall bekannte Gesichter und liebe Leute, die uns zurufen, dass wir uns auf ein kaltes Bier dazu setzen sollen. Wenn doch bloß nicht Karfreitag wäre...

 

14:30 Uhr: Sind heut um 14Uhr in Viana angekommen, so zeitig wie noch nie! Als wir ankamen, war nur noch eine einzige (!!) Herberge frei (man beachte die Uhrzeit, so zeitig schon alles voll!!) und als wir um ein Bett vor der Tür in einer Schlange anstanden, ging die hospitalera durch und zählte ab. Ich bekam das letzte Bett, die hinter mir schickte sie weiter nach Logroño (6km). Die Herbergssuche ist zermürbend, aber morgen machen wir unseren Ruhetag um Energie zu tanken. Wir gehen nur bis nach Logroño und das war’s! Und dann wird nichts anderes gemacht als Wäsche gewaschen, regeneriert und nix getan. Unser Lichtblick seit einer Woche!

In der Herberge heute gibt’s für 12 Personen 1 Klo (EIN KLO!) und für zwei Stockwerke 2 Duschen (in Worten: ZWEI DUSCHEN)!! Der Schlafsaal sieht aus wie eine geflieste Gefängniszelle. Aber jetzt gehen wir mal was Essen mit Lori & Sabrina (sollte das Pilgermenü nicht munden, hab ich einen von unterwegs einen übrig geblieben Spargel mitgenommen, so als Plan B).

Schöntrinken kann man sich heute nichts...

22:41 Uhr: Waren grad in einer kleinen Kneipe Abendessen, denn um unsre Abendessensuhrzeit hat ja noch nix offen... Es sind alle Pilger zamgsessen, also z.B. die Dänin, Taeshi, Vater-Sohn-Deutsche (wo der Vater so braun gebrannt ist, dass wir ihn gar nicht als Vater & Deutsch erkannten :-D ) usw.

Waren dann bei der Karfreitagsprozession mit dabei. Sehr beeindruckend, so viele große Figuren, die sie durch die Straßen trugen. Nach der Feier bewegten sich alle Spanier schlagartig in die Bars und aßen Tapas mit einem Gläschen Wein oder Bier. So viel zu "tiefst katholisch"! Als Ausländer wurden wir erst bettelnd an der Bar nach +20min bedient... Ja, Spanier mögen keine Ausländer, auch hier merkt man das...

Und jetzt suchen wir für morgen ein Zimmer in Logroño, finden aber nix schönes. Es bleibt spannend!